Gott als Sündenbock 

Auslagerung der Verantwortung

Götter
... alle Götter sind Menschenwerk ...

Die Frage, ob der Mensch einen freien Willen habe, kann nur mit dem Eingeständnis beantwortet werden: Nein! Der menschliche Willen ist lediglich der Vollstrecker der ihn antreibenden Beweggründe, Triebe, Absichten. Sie erst veranlassen den vor einer Wahl Stehenden, ihre Entscheidung als Befehl an den Willen weiterzugeben: Nun los! Sprung auf!

Aufgabe des Menschen ist demnach, sich Klarheit über seine Motive zu verschaffen und sich die Entscheidungsfreiheit nicht nehmen zu lassen. Wahlfreiheit: Ja! - Willensfreiheit: Nein!

Wenn Menschen sich als Volk der "unbegrenzten Möglichkeiten" verstehen, verfallen sie gerne einer Zukunftseuphorie. Wenn Konzerne sich ihren Kunden mit dem Slogan anpreisen "Nichts ist unmöglich" soll der gleiche Effekt erzielt werden. Der Spruch greift in den Wahl- und Entscheidungdprozess der Kunden ein, indem sie sich vielleicht dazu verführen lassen, sich von ihrer Vernunft,ihrem Gewissen zu verabschieden. Die Verführten entscheiden sich zum Wenn Alles unbegrenzt möglich ist, ja dann ... geben sie ihrem Willen grünes Licht.

Das ist der Hintergrund jeder Werbung, jeder Propaganda. Je mehr Propaganda, also Beeinflussung eigener Entscheidungen, desto wahrscheinlicher sind falsche, trügerische Absichten. Wird die persönliche Entscheidung mit Angst oder Panik gewürzt, ohne dass sie mit Beweisen statt Behauptungen unterlegt sind, muss von kriminellen Plänen ausgegangen werden.

Panik klingt wieder ab, wenn die vorhergesagten Übel ausbleiben oder nur durch gefälschte Informationen aller Art vorgegaukelt werden. Darum muss sich der Panik-Betreiber beeilen und seine eigentliche Absicht ggf vorsätzlich-fahrlässig und übereilt-hastig durchpeitschen, wenn es um verbotene, irgendwie zusammengeschusterte Maßnahmen und Eingriffe geht.

Die Schwelle zwischen Wahl und Ansporn des Willens ist der Rubikon, der Fluss, dessen Überschreitung für die Hetzer unwiderrufbare Verantwortung für alles Geplante und alles nicht Vorhersehbare bedeutet. Auch für die zum Gehorsam Gehetzten stehen unwiderrufbar mögliche Konsequenzen bereit, unangenehme bis schwerstwiegende Beeinträchtigungen ihrer Existenz. Bei staatlich aufgenötigten und von drastischen Strafexempeln begleiteten Aktionen ist den Opfern kein ernster Vorwurf zu machen. Sie werden in Zukunft den Staat und seine Helfershelfer nicht mehr als Freunde fehleinschätzen können.

Und wie gehen die Betreiber mit ihrer Verantwortung um? Seit alters her haben Menschen sich einen Notausstieg geschaffen: Götter und Aberglauben an Götter. Immer sind diese Ersatzfiguren von Menschen geschaffen worden - nach ihrer Interessenlage modifiziert, gebastelt, gemalt, geschnitzt. Bis heute werden Kerzen entzündet, Gelübde abgelegt, Eide geschworen, vermeintlich Göttergunst spendende Spenden getätigt, um sich der Verantwortung zu entziehen. Egal ob Verantwortung an die Göttin der Solidarität, ihre Kollegin der Gesundheit oder an die zärtliche Hilfsbereitschaft Gottes ausgelagert wird: Die Auswahl ist groß. Nur wird es bitterernst, wenn Gott in seiner Zwiefach-Personalunion versehentlich als Teufel in Anspruch genommen wird. Die Folgen kennen wir immer noch nicht zur Genüge. Sie kommen weder von Gott noch vom Teufel, sondern von den kreativen Designern und den Aberläubischen selbst.

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